Kaltërina Latifi ist eine promovierte Schweizer Autorin… 

Im Jugendclub des Schlachthaus Theaters in Bern unter der Leitung von Sinje Homann und Christoph Hebing begann sie schauspielerisch. Mit ihren Schauspielkollegen Nicolas Streit, Katarina Tereh und Michel Giesbrecht gründete sie die Theatergruppe REGALE. Für ihr vielbeachtetes Stück Ich will im Supermarkt entdeckt werden erhielt die Gruppe 2005 den Förderpreis der Burgergemeinde Bern.

Unterdessen zog es Kaltërina Latifi immer stärker in den akademischen Bereich. Und so studierte sie deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie an der Université de Lausanne (Bachelor), um anschließend an der Universität Heidelberg ihren Master in Editionswissenschaft und Textkritik zu machen. Ihre Masterarbeit, eine historisch-kritische Edition des Klassikers Der Sandmann (1815/16) von E.T.A. Hoffmann, erschien 2011 bei Stroemfeld/Wallstein. In Heidelberg wurde sie danach mit einer Studie zur Poetik E.T.A. Hoffmanns promoviert. Ihre vielfältigen Arbeiten zu diesem Schlüsselautor der Romantik führten 2017 zu ihrer Wahl zur Präsidentin der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, ein Amt, das sie bis 2019 innehatte.

Während sie in Heidelberg an ihrer Doktorarbeit schrieb, entdeckte sie ein von John Nettles verfasstes Buch über die deutsche Besetzung der britischen Kanalinseln im Zweiten Weltkrieg, das in einem kleinen Verlag auf der Kanalinsel Jersey erschienen war. Fasziniert von dem, was sie dort las, beschloss sie, das Buch gemeinsam mit ihrem Kollegen Jakob Brüssermann ins Deutsche zu übersetzen; die Übersetzung erschien 2015 im Osburg-Verlag, Hamburg.

Nach der Promotion wurde Kaltërina Latifi zum Research Fellow an der Queen Mary University of London ernannt, wo sie unter anderem die kritische Edition von August Wilhelm Schlegels Hamlet-Übersetzungsmanuskript erarbeitete. Die Buchpräsentation der 2018 im Olms-Verlag erschienenen Edition fand dann an einem symbolischen Ort, Shakespeares Globe Theatre in London, statt.

Während ihrer Londoner Zeit wirkte Latifi zudem als Max Geilinger-Fellow an der Queen Mary University of London; daraus resultierte der Beitrag Being Swiss is not enough. Max Frisch Rezeption in England.

Seit 2021 ist sie Kolumnistin bei der Schweizer Wochenzeitschrift Das Magazin.

Die Autorin ist weiterhin Fellow an der Queen Mary University of London. Im Juni 2023 erhielt sie die Venia Legendi (Habilitation) im Fachbereich Neuere deutsche Literaturwissenschaft von der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen.

Ihre künstlerisch-literarische Seite hat in letzter Zeit neue Gestalt angenommen und zeigt sich unter anderem in ihrem 2022 im Löcker Verlag, Wien, erschienenen Prosaband Tungjatjeta.

Manche waren der Meinung, diese Stadt sei eine Krake, die ihre Fangarme ausweitete und einen, wenn man den Absprung nicht früh genug schaffte, nicht mehr losließ, was man besonders von oben gut beobachten konnte, insbesondere wenn es dunkelte, wenn man zurückflog und über der Stadt schwebte, die vorher als kleiner Punkt im Horizont erschienen war, grell leuchtend, und immer größer wurde, so groß, dass man gar nicht mehr wusste, wie’s einem geschah.

Englisches Gefühl.